60 Jahre Fanfarencorps


Das Fanfarencorps wurde 1957 in der Turnhalle des alten Linzer Gymnasiums von den Linzer Jungen Ludwig Braun, Paul Claus, Heinz Jünger, Johannes und Josef Mertesacker, Herbert Oellig, Leo Röder, Johannes Sinzig und Dieter Schmitz als eine Abteilung des Turnvereins 1882 Linz e. V. gegründet.
Die Mehrzahl der Gründer waren schon damals aktive Mitglieder im Linzer Turnverein.
Bei der Gründungsversammlung wurde zunächst darüber beraten, ob ein Tambour- oder Fanfarencorps
gegründet werden sollte.
Da zur damaligen Zeit bereits ein Tambourcorps in Dattenberg bestand, entschied man sich für ein Fanfarencorps.
Aus der Versammlung wurde Leo Röder zum Corpsführer gewählt.
Gleich nach der Gründung wurden im ehemaligen Musikhaus Laufhütte die ersten Instrumente, zehn Fanfaren und zwei Landsknechttrommeln, bestellt.
Bereits nach kurzer Zeit hatten sich weitere Interessenten gemeldet, so dass schon bald nach Eintreffen der bestellten Instrumente mit den ersten Übungsstunden begonnen werden konnte.
Unter Leitung von Corpsführer Röder traf man sich auf dem Kaiserberg, um dort in freier Natur die ersten Töne und Takte zu proben.
Da der Weg zum Kaiserberg schon damals Einigen zu weit erschien, verlegte man den Übungsort kurzfristig auf die Wiesen der Rheinanlagen, was auch das Interesse bei weiteren Einwohnern der Stadt weckte.
Von hier aus zog man dann für kurze Zeit in die Volksschule um und fand danach auf Intervention des bekannten Linzer Gastwirts „Dütze Fritz“ und des damaligen Hausmeisters und Ehrensenator des Corps, Otto Muthers, in der Berufsschule (heute Alice-Salomon- Schule) eine Bleibe.
Der erste öffentliche Auftritt des Corps fand Silvester 1958 im Hotel Weinstok statt. Die Uniform bestand damals lediglich aus einer weißen Hose und einem weißen Hemd.
Erste Fahnentücher für die Fanfaren konnten angeschafft werden und auf Grund der steigenden Zahl der Spielleute auch weitere Instrumente.
Bis Sommer 1961 führte Leo Röder das Corps, ehe er das Amt aus gesundheitlichen Gründen zur Verfügung stellte.
Für kurze Zeit übte Hans Schützeichel kommissarisch das Amt des Corpsführers aus, ehe dann Karl Scheidt von den Mitgliedern zum neuen Corpsführer gewählt wurde.
Unter seiner Führung nahm das Corps auch an zahlreichen Wettstreiten in der näheren und weiteren Umgebung teil. So fuhr man nach Oberhausen, Mülheim/Ruhr und in die benachbarten Niederlande, wo in der höchsten Spielklasse gestartet wurde und brachte immer einen der drei ersten Preise mit nach Hause.
Die vielen Pokale, Urkunden und Ehrenpreise zeugen von dem hervorragenden Abschneiden des Corps bei solchen Veranstaltungen.
Mitte der 60er bis Anfang der 70er war die Zahl der Aktiven auf 35 bis 40 angestiegen, dies waren auch die mitgliederstärksten Jahre. Danach sank die Anzahl der Spielleute leider allmählich wieder ab.
Mit Hilfe und durch große Unterstützung des damaligen Linzer Bürgermeisters Leo Thönnissen erhielt das Corps im Jahre 1967 erstmals eine komplette Uniform, die gemäß den Farben der Stadt Linz in Rot – Weiß gehalten war.
Die Zahl der Auftritte hatte sich in den Jahren stetig gesteigert und das Corps war und ist mittlerweile von vielen Veranstaltungen in Linz und Umgebung nicht mehr wegzudenken.
Durch die Anschaffung von Ventilfanfaren Mitte der 70er Jahre kam es zu einer ersten langsamen musikalischen Veränderung, da hierdurch auch moderne Stücke gespielt werden konnten.
Durch Initiative und Dank des großen persönlichen Einsatzes unseres heutigen Ehrensenators und ehemaligen Verkehrsdirektors, Dieter Hau, aber auch durch die große Unterstützung des damaligen Bürgermeisters Theo Lück und des Rates der Stadt Linz, sowie des Turnvereins und dessen Vorsitzenden Franz Spiegel und aller Freunde und Förderer des Corps, die uns durch ihre finanzielle Hilfe unterstützt haben, war es 1981 möglich, das Fanfarencorps mit einer vollständig neuen historischen Landsknechtuniform auszustatten.
Die rot-weiße Landsknechtuniform prägt bis heute das Aussehen des Corps.
Die Feuertaufe für die neue Uniform bestritt das Corps beim Besuch in unserer Partnerstadt Linz/Donau, wo es an einem großen Aufzug mit internationaler Beteiligung anlässlich des 1. Maifeiertags teil nahm. Legendär der Ausspruch unseres Corpsführer Karl Scheidt zur Begrüßung weiterer Musiker:
„Musikfreunde kennen keine Grenzen!“
Unter diesem Motto wurde unsere Heimatstadt würdig in Österreich vertreten.
Mit der neuen Uniform begann gleichzeitig eine weitere Modernisierung des Corps in musikalischer Hinsicht, wobei das Repertoire mit Unterstützung von Walter Dragesser und Karl-Heinz Weinberg stark erweitert wurde.
1982 feierte das Fanfarencorps mit einem Freundschaftstreffen im Rahmen der „Bunten Woche“ sein 25jähriges Bestehen. Zahlreiche Vereine waren zu Gast und gratulierten.
Im Jahre 1985 begann eine neue Epoche im Corps.
Karl Scheidt, der das Corps bis dahin fast 25 Jahre durch Höhen und Tiefen erfolgreich führte, übergab die Leitung einvernehmlich an Karl-Heinz Weinberg, der von den Spielleuten zum neuen Corpsleiter gewählt wurde und die Modernisierung mit großem Engagement und musikalischem Geschick weiter fortsetzte.
Im gleichen Jahr gab es weitere Veränderung, die das Fanfarencorps betrafen.
Franz Spiegel, langjähriger Freund der Abteilung Fanfaren und Vorsitzender des TV 1882 Linz, übergab den Vorsitz an Ernst Peichl.
Unser bis dahin einziges Vereinslokal „Zum Westerwald“, unweit vom Neutor, wurde geschlossen.
Seit Gründung des Corps fanden die Spielleute Aufnahme bei Opa und Oma Schweitzer, sowie deren Tochter „Mütti“ Hansult. Hier waren alle willkommen und viele gemütliche Stunden wurden im Kreise der Vereinsfamilie verbracht, bis sich Mütti mit ihrem Mann Rudi in den wohlverdienten Ruhestand zurückzog.
Zum Dank für ihre herausragenden Verdienste wurden im Rahmen einer großen Verabschiedungsfeier Karl Scheidt zum Ehrencorpsführer, Franz Spiegel und Mütti Hansult zu Ehrenmitgliedern des Fanfarencorps ernannt.
Durch die Vielzahl der Auftritte im Sommer wurde die Landsknechtuniform stark beansprucht, so dass sich die Mitglieder 1987 einig waren, eine leichte Sommeruniform zu beschaffen.
Unter der neuen Corpsleitung von Karl-Heinz Weinberg vollzog sich einer weiterer musikalischer Wandel des Corps.
Die Übungseinheiten wurden verdoppelt und das musikalische Repertoire nochmals erweiterte. Um dieser Erweiterung Schritt halten zu können, erfolgte 1991 die Umstellung von Ventilfanfaren auf “B“ Trompeten.
Im gleichen Jahr trat auch ein Urgestein des Corps, Hermann-Josef Weinberg, besser bekannt als Mäx, als Aktiver in den Ruhestand. Er war viele Jahre Vorstandsmitglied und für die Ausbildung der Trommler zuständig. Für seine Verdienste wurde er zum Ehrenmitglied des Fanfarencorps ernannt. Leider verstarb er bereits ein Jahr später viel zu früh.
Die Zahl der Auftritte nahm in dieser Zeit weiter zu; einige Höhepunkte waren 1984 die Teilnahme an der Eröffnung des 1. Rheinland-Pfalz-Tages in Koblenz, 1987 RLP-Tag in Mainz, 1989 Karneval in der Partnerstadt Pornic, 1990 Auftritt anlässlich der Feierlichkeiten „500 Jahre Landeshauptstadt“ in Linz/Donau, 1992 Ausflug des Corps nach Sölden aus Anlass des 35 jährigen Bestehens, 1993 Teilnahme am Karneval in unserer Partnerstadt Pornic mit Prinz Mäx I. „vun de Trummele un de Trööte“
1996 erfolgte eine weitere Verjüngung des Vorstands; Hans Schützeichel zog sich nach langjähriger Vorstandsarbeit und aktiver Spieler in den Inaktivenstand zurück.
Als Dank für seine geleistete Arbeit zum Wohle des Corps wurde er zum Ehrenmitglied ernannt.
Im gleichen Jahr verstarb unser Ehrenmitglied und langjähriger Vorsitzender des Turnvereins Franz Spiegel. Er hinterließ eine schmerzhafte Lücke, da er dem Corps als Freund immer mit Rat und Tat geholfen hat.
Das 40 jährige Bestehen im Jahre 1997 feierte das Corps mit einem Kommers in der Stadthalle und einer mehrtägigen Tour nach Passau und Umgebung. Im gleichen Jahr wurde das Corps mit dem Kulturförderpreis der Stadt Linz ausgezeichnet.
Auf der Jahresabschlussfeier 1999 wurde ein „Original“ des Corps aus dem aktiven Spielbetrieb verabschiedet. Johannes Pfahl, besser bekannt als „Woosch“, trat nach 40 Jahren in den Inaktivenstand. Er steht dem Corps auch heute noch in seiner allseits bekannten stimmungsvollen Art zur Seite.
Anfang 2000 war die Erneuerung der historischen Uniform unumgänglich. Durch den großen persönlichen Einsatz aller aktiven und inaktiven Mitglieder sowie Dank der großzügigen finanziellen Unterstützung von Freunden und Förderern, konnte 2002, nach 21 Jahren, die Landsknechtuniform komplett erneuert werden.
2002 gab es einen erneuten Einschnitt in der Entwicklung des Corps.
Klaus Wieland, seit fast 45 Jahren aktives Mitglied im Corps, verstarb nach schwerer Krankheit. Klaus war vor allem bei den jugendlichen Mitgliedern sehr beliebt, da er für sie immer ein Ansprechpartner war und sich um deren Belange kümmerte.
Im März 2002 wurde unser ehemaliges aktives Mitglied und Ehrensenator Dieter Hau anlässlich seiner Verabschiedung in den Ruhestand als Verkehrsdirektor, für seine herausragenden Verdienste zum Ehrenmitglied des Corps ernannt. Er ist heute immer noch mit Leib und Seele bei seinem Fanfarencorps, wenn es darum geht, Hilfe zu leisten.
Karl-Heinz Weinberg stellte im April 2002 sein Amt als Corpsleiter nach 17 Jahren erfolgreicher Führung zur Verfügung und Paul Kremer übernahm danach die Leitung des Corps.
Durch die Anschaffung eines Schlagzeuges hat sich das Erscheinungsbild des Fanfarencorps bei Bühnenauftritten sehr erfolgreich verändert.
Dies wurde durch die Anschaffung weiterer Rhythmusinstrumenten 2003 noch verstärkt.
Im Jahre 2013 konnte Paul Kremer mit großer Vorfreude und nach vielen erfolgreichen Jahren das Zepter des Corpsleiters an Michael Weinberg übergeben.
Ein breiter Rahmen der Auftritte bildete von der Gründung bis heute immer die Karnevalsession, wobei sicher die traditionellen Sitzungseinmärsche mit dem Fehrbelliner Reitermarsch „Kaiser Wilhelm“ aus früheren Jahren noch in Erinnerung sind.
Hierdurch bedingt ist man auch schon seit 1994 Mitglied im RKK Koblenz, dem Regionalverband Karnevalistischer Korporationen, wodurch auch Kontakte zu anderen Karnevals- und Musikvereinen geknüpft werden konnte.
Dank seiner großen Erfolge bei den Auftritten, ist das Corps sehr gefragt und von Januar bis Rosenmontag an fast jedem Wochenende ausgebucht.
Aber auch über den Rest des Jahres ist das Fanfarencorps auf vielen Veranstaltungen in Nah und Fern vertreten. Auch am weiteren kulturellen Leben in der Stadt waren und sind die Mitglieder stark beteiligt. So kamen bereits mit Prinz Hans „von Pauken und Trompeten“, Prinz Hansi „von Trumm und Schlauch“ und Prinz Mäx „vun de Trummele un de Trööte“, 3 Karnevalsprinzen aus den Reihen des Corps.
Schon immer pflegte das Corps freundschaftliche Beziehungen zu auswärtigen Musikern im In- und Ausland. Als Beispiel seien hier nur der Musikverein Bescheid im Hunsrück, die „Stiefels“ aus Hertogenbosch in Holland oder der Musikzug Starkenburg aus Heppenheim genannt.
Für alle in dieser Chronik nicht persönlich benannten Mitglieder sei hier stellvertretend unser ehemaliger Aktiver „Stubbi“, Franz Homscheid, genannt, als eines der vielen "Originale" im Corps.

Natürlich ist die Freude im Corps groß, dass mit unserem langjährigen Corpsleiter Paul Kremer, passend zum 60-Jährigen Jubiläum, wieder nach langer Zeit ein Prinz gestellt werden kann.

Daher freuen wir uns auf eine Session mit vielen, schönen Auftritten und viele ganz besondere Momente mit:

"Prinz Paul III. vun de Fanfare"

und seinen Adjutanten Michael Degen und Johannes Euskirchen

Prinzen im Linzer Karneval

Karl-Heinz Weinberg

1993

Prinz Mäx vun de Trummele un de Trööte

Hansi Knopp †

1986

Prinz Hansi I. vun Trumm und Schlauch

Hans Schützeichel

1982

Prinz Hans IV. von Pauken und Trompeten

Corpsleiter

Michael Weinberg

Seit 2013

Paul Kremer

2002 - 2013

Karl-Heinz Weinberg

1985 - 2002

Karl Scheidt

1961 - 1985

Hans Schützeichel

1961 - 1961

Leo Röder

1957 - 1961